(Geschrieben von Dennis Mannaus, Stellvertretender Gesamtleiter Onesimo)
"Guten Morgen Pastor, ich freue mich, dich wiederzusehen." Marivic begrüßte mich herzlich, als ich ihr Wohnzentrum betrat.
Ich lächelte sie an und versuchte, mich an ihren Namen zu erinnern. "Wie heisst du nochmal? Es tut mir leid, ich bin alt und habe es vergessen.“
"Marivic, Pastor», antwortete sie mir aufgeregt.
Sie war zierlich und hatte ein Lächeln in den Augen. Ihr langes, dunkles Haar wehte hin und her. Ich setzte mich in der Nähe der Tür hin und ruhte mich eine Weile aus. Danach unterhielt ich mich mit ihrer Zentrumsleiterin über ihren Zeitplan und andere Aktivitäten. Ich bemerkte, dass Marivic mit ihren Aufgaben und der Hausarbeit im Zentrum beschäftigt war und aufmerksam arbeitete. Als sie sah, dass das Gespräch mit der Leiterin zu Ende war, kam sie auf mich zu und begann, mir ihre Geschichte zu erzählen.
Marivic lebte in einem Umsiedlungsgebiet in San Jose, Bulacan. Als sie 12 Jahre alt wurde, nahm ihre ältere Schwester sie mit nach Mindanao. Zunächst lief alles gut. Doch nach ein paar Jahren wurde ihre Schwester gewalttätig und verletzte Marivic oft. Später fand sie heraus, dass ihr Schwager eine Geliebte hatte und viel Zeit außerhalb des Hauses ihrer Schwester verbrachte. Kein Wunder, dass die psychologischen Auswirkungen schrecklich waren. Ihre Schwester verletzte sie oft sowohl körperlich als auch seelisch.
Sie wollte weglaufen, aber es gelang ihr nicht. Sie versuchte, mit ihrer Mutter zu kommunizieren, aber vergeblich...."bis mich meine Verwandten aus Mindanao retteten und mich zu meiner Mutter nach Bulacan zurückbrachten."
Es war eine große Erleichterung, als Marivic nach Hause zu ihren Eltern in Bulacan zurückkehren konnte. Sie war zu diesem Zeitpunkt bereits 13 Jahre alt.
Aber zu ihrem Entsetzen, wie sie sagt, sollte das Schlimmste noch kommen. Sie dachte, ihr Vater sei nur nett zu ihr. Aber sie spürte, dass bei ihm etwas anders war als bei den Vätern ihrer Freunde. Schließlich fand sie seine Beweggründe heraus.
Ihr Vater missbrauchte sie während der kommenden Jahre wiederholt sexuell, emotional und körperlich. Bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie ihrer Mutter alles erzählte.
"Ich habe Mom alles gesagt, was Dad mir angetan hat."
Aber die Mutter unternahm nichts, sie ging nie zu irgendwelchen Behörden, weinte nur ungläubig, dann sprach sie mit dem Vater, aber es wurde nichts unternommen. Nach einiger Zeit hörte der Vater auf, Marivic zu belästigen, weil die Mutter ihm drohte. Aber dann begann alles wieder.
„Er hat mich nicht als Kind betrachtet ... Ich hatte so große Schmerzen, mein eigenes Blut und mein eigenes Fleisch haben meinen Stolz befleckt. Ich habe meinen eigenen Körper gehasst.“
Um die unglückliche Erfahrung mit ihrem Vater aus ihrem Gedächtnis zu löschen, wandte sich Marivic den Drogen, dem Alkohol und der Strassengang zu. Sie verbrachte die Nächte bei ihren Freunden. Sie hatte mehrmals verschiedene Beziehungen mit Jungs. Sie verstrickte sich in so viele Laster, dass sie ihre Träume und Hoffnungen vergaß.
Sie versuchte auch, in die Grundschule zurückzukehren, in die 4. Klasse, aber der Lehrer sagte, sie müsse das Schulgeld und andere Schulgebühren bezahlen, die sie noch schuldete. Da es ihrer Familie an finanziellen Mitteln mangelte, brach sie die Ausbildung ab und nahm sie nie wieder auf.
Eines Tages wurde sie von einem Nachbarn angesprochen, ob sie am Onesimo Church Based Program in der Kirche in San Jose Del Monte teilnehmen wolle. Zunächst zögerte sie, aber ihre Mutter bestand darauf, dass sie an dem Programm teilnimmt, und so willigte sie ein.
Als sie der Kirche beitrat, wurde sie wieder glücklicher. Ihr Leben wurde sinnvoller und farbenfroh. Man kann heute die Veränderung in ihrem Leben erkennen. Und sie arbeitet jetzt daran, ihrem Vater zu vergeben.
Langsam aber sicher wurde ihr Leben anders, all die negativen Perspektiven und Einstellungen verschwanden. Sie begann, neuen Träume zu entwickeln.
Sie möchte ins Ausland gehen und arbeiten, um ihrer Mutter zu helfen. Sie ist entschlossen, ein Segen für ihre Lieben und für die Kirche zu werden.